Wildspitze im Winter – aus eigener Kraft (1)
Wildspitze im Winter – zweiter Anlauf
Langsam wird es heller. Die Sichel des Mondes steht knapp über dem Gipfel des 3.472 m hohen Schluchtkogel. Kurz vor Erreichen des Mittelbergjochs auf 3.196 m Höhe sinken die Wolken unter uns. Bis jetzt hat es immer leicht geschneit. Die Luftfeuchtigkeit lässt sich in dicken sanften Flocken, die kaum Masse haben auf uns nieder. Es ist kurz vor 7 Uhr morgens, als wir das Mittelbergjoch erreichen. Um 02:40 Uhr sind wir mit den Tourenski in Mittelberg vom Parkplatz der Gletscherbahn des Pitztal aufgebrochen. Wir wollen aus eigener Kraft ohne jede Bahnunterstützung die Wildspitze im Winter besteigen.
Wir, das sind Heiko aus Immenstadt, Andi aus Augsburg und ich. Letzte Woche noch mussten wir wegen des Föhnsturms am Mittelbergjoch die Besteigung der Wildspitze abbrechen. Doch natürlich lies mich die Wildspitze nicht mehr los. Sie hing schon viel zu lange an meinem Büroschrank. Der Wetterbericht für diesen Sonntag versprach 10 Stunden Sonne und nur leichten Nordwind. Zwei kurze Telefonate am Samstag Vormittag und der Plan für einen erneuten Anlauf auf die Wildspitze, mein langjähriges Ziel, war gefasst.
Wildspitze aus eigener Kraft von Mittelberg im Pitztal aus
Vom Allgäu aus starten wir um kurz nach Mitternacht ins Pitztal. Ausgangspunkt war wie letzte Woche der Parkplatz der Pitztaler Gletscherbahn. Bei bedecktem Himmel machen wir uns mit Tourenski und Stirnlampen um 02:40 Uhr auf. Diesmal ist kein Vollmond, der Himmel fast bedeckt. Bald beginnt es zu schneien. Auf dem gespurten Notweg vom Gletscher herunter kommen wir schnell voran.
Spätestens als wir den Mittelbergferner erreichen merken wir deutlich: Es ist Winter. Zwischen den Schneeflocken taucht ab und zu der Mond auf. Ich bin froh mich für eine Lange-U entschieden zu haben. Die Temperatur sinken mit jedem Höhenmeter und liegen am Mittelbergjoch um die -12 bis -15 Grad. Anhalten und aufeinander warten ist keine gute Idee, zu schnell kühle ich aus.
Wildspitze im Winter – Mittelbergjoch
Kurz vor 7 Uhr erreiche ich als Erster das Mittelbergjoch. Ab hier ist unser Ziel, die Wildspitze im Blickfeld. Heiko und Andi sind nach wenigen Minuten bei mir. Währenddessen habe ich meine Daunenjacke übergeworfen und den Gurt angelegt. Andi fühlt sich nicht so gut und entscheidet sich für eine Abfahrt zurück zum Auto. Mittlerweile ist vom Schneefall und den Wolken kaum noch etwas übrig. Der Wetterbericht wird recht behalten.
Den kurzen Abstieg vom Joch ziehen Heiko und ich die Ski aus. Erst später sehen wir, dass es auch mit Ski gegangen wäre. Wir seilen uns an und ziehen für heute die erste Aufstiegsspur auf dem Taschachferner vom Joch aus. Gestern hat es 15-20 cm Neuschnee gegeben. Auf dem Gletscher sieht man nur andeutungsweise alte Spuren zur Wildspitze hinauf.
Wildspitze im Winter als Skitour über den Taschachferner
Der Taschachferner zieht sich in einer kilometerlangen S-Schleife von der Wildspitze herunter. Unter dem Eisbruch entlang orientieren wir uns in Richtung des Hinteren Brochkogels. Dieser liegt schon im Sonnenlicht. Die Steigung ist flach bis mäßig. Erstmalig erreichen wir auf dieser Skitour eine sonnenbeschienene Stelle. Kurz darauf schwenken wir nach links in Richtung Osten zur Wildspitze.
Nun folgt das flache Gletscherplateau unterhalb der Wildspitze. Es liegt auf etwa 3.450m Höhe zwischen der Petersenspitze im Westen, reicht unterhalb des Hinteren Brochkogels entlang bis zum Gipfelaufbau der Wildspitze reicht. Die Schneeauflage beträgt etwa 1-2 m auf dem Gletscher.
Als wir den Bergschatten des Wildspitz-Vorgipfels erreichen wird es wieder steiler. Das Steilstück hinauf zum Skidepot lässt uns einige Spalten unter dem Schnee erahnen. Nur eine Spalte ist offen, alle anderen sind gut mit Schnee bedeckt.
Ob und wie es geklappt hat zum Gipfel der Wildspitze, damit geht es in Teil 2 weiter .. übrigens, Kommentare direkt hier sind herzlich willkommen 🙂
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