Hintere Schwärze – Skitour auf die Cima Nera
Hintere Schwärze – Anreise vom Allgäu nach Vent im Ötztal
„Au weh!“ höre ich Heiko aus dem Winterraum der Martin-Busch-Hütte rufen. Er hat die Hütte als erster erreicht und sich nach innen gewagt. Zwei andere Tourengeher sitzen vor der Hütte in der warmen Frühlingssonne und grinsen. Ich frage die beiden: „So schlimm oder so voll?“. Die beiden grinsen nur. Ich gehe selbst nachschauen.
Morgens um 07 Uhr sind wir zu Dritt (Heiko, Jens und ich) vom Allgäu aus ins Ötztal gestartet. Es ist Samstag, traumhaftes Frühlingswetter und die Straßen in Skigebiete und Urlaubsorte entsprechend voll. Wir rutschen mit Stop-and-go gerade noch so durch bevor gar nichts mehr geht zwischen Reutte und Sölden.
Um etwa halb Elf sind wir endlich in Vent angekommen. Das hintere südwestliche Ende des Ötztals besteht fast ausschließlich aus Hotels und Pensionen. Ein Parkplatz für uns Skitourengeher ist an sich nicht vorgesehen. Also fragen wir uns durch, ob wir denn ein Parkplätzchen nutzen dürfen. Beim dritten Hotel haben wir Glück. Die Seniorchefin vom Hotel Alt Vent sagt nur: „Kimmts halt anschließend auf an Kaffee vorbei!“ Super, Danke, das machen wir. „Aber wieder heil runterkommen!“ ruft sie mir noch nach.
Hintere Schwärze – durchs Niedertal zur Martin-Busch-Hütte
Um 11 Uhr haben wir fertig gepackt, Proviant und Ausrüstung ist auf unsere Rucksäcke verteilt. Es kann losgehen. Für die Tallagen sind heute 15 Grad angesagt. Perfektes Frühlingswetter. Entsprechend wird uns schnell warm. Nach den ersten Metern auf der Piste des kleinen Lifts in Richtung Talleitspitze entledigen wir uns unserer Jacken. Dank Windstille ist ein Gehen im langen Shirt kein Problem.
Im Sommer führt ein Fahrweg durchs Niedertal hinauf zur Martin-Busch-Hütte. Nicht ganz bis zur Hälfte der 7 km langen Strecke ist der Weg als Winterwanderweg gespurt. Ganz im Süden ist der über 3.600 m hohe Similaun unser Leitberg. Links davon, wollen mir morgen hin. Doch noch ist sie nicht zu sehen, die Hintere Schwärze.
Nachdem der als Weg gespurte Teil endet wird es unangenehmer. An den Hängen des rechten Rands des Niedertals arbeiten wir uns in Richtung Martin-Busch-Hütte. Unangenehm ist dabei weniger die Schwierigkeit des Aufstiegs, es ist mehr die ständig gleiche Hanglage, die wir kilometerlang hinaufsteigen.
Erkundungstour in Richtung Saykogel – Blick zur Cima Nera
Gegen 13 Uhr erreichen wir die Martin-Busch-Hütte. Wir sind nicht allein. Beim Betreten des Winterraums der Hütte merken wir: „Die ist voll!“ Noch ein Bett oder Lager zu bekommen ist aussichtslos. Alle Plätze sind belegt. Wir können nur hoffen statt im Schlafraum, im Aufenthaltsraum unterzukommen.
Doch der Tag ist noch jung. Heiko bleibt an der Hütte. Jens und ich unternehmen noch ein kleine Erkundungstour in Richtung Saykogel. Bis etwa 2.900 m arbeiten wir uns nach oben. Von hier haben wir eine wunderbare Aussicht auf das komplette Niederthai, Similaun, Marzellkamm, Mutmalspitze und unser morgiges Ziel, die Hintere Schwärze (3.628 m). In Italien heißt die Hintere Schwärze, die Cima Nera.
Knapp 400 Höhenmeter Abfahrt stehen bevor. Jens fährt voraus. Ich will hinterher, doch irgendwie fühlt sich das Fahren seltsam an. Die Bindung meines linken Skis ist locker, hält nicht so wie gewohnt. Da sie nicht recht halten will, muss ich die Abfahrt leider in Form von Querungen bewältigen. Das klappt zwar, doch der Spaßfaktor ist natürlich beschränkt.
Hüttenabend auf der Martin-Busch-Hütte
Kurz bevor die Sonne hinter den Gipfeln verschwindet sind wir wieder an der Hütte. Jetzt heißt es Quartier beziehen. In unserem Fall heißt das. Wir müssen uns einen festen Platz am Tisch des Aufenthaltsraums sichern und diesen bis zur Schlafenszeit verteidigen, denn das wird auch unser Schlafplatz werden.
Mehr als die Hälfte der etwa 14 Schlafplätze (wir sind jetzt zu 17) wird von einer Gruppe Tschechen beansprucht. Die sind schon einige Tage hier und haben diverse Touren unternommen. Trotz Sprachbarriere kommen wir mit ein paar Brocken Englisch und Deutsch immer wieder ins Gespräch. Sie haben viel zu Essen dabei. Doch die meiste Zeit beschäftigen sie sich mit Hochprozentigem in diversen Varianten.
Hintere Schwärze – eine Nacht unterm Tisch
Der Ofen ist im Dauereinsatz. Alle Schmelzen wir Schnee um die Wasservorräte für das Abendessen und die Teekannen für den morgigen Tag zu füllen. Jens ist unser Gourmetkoch am Berg. Mit dem Kocher zaubert er auf dem Tisch aus mitgebrachten Spätzle, Spinat, Butter, Zwiebeln und Knoblauch ein fulminantes Abendessen. Ich habe selten so gut am Berg gegessen.
Der weitere Abend wird lang. Da wir keinen Schlafplatz haben, müssen wir warten bis sich alle zur Ruhe begeben. Die Tschechen halten lange durch, doch gegen 21:30 haben auch diese ein Einsehen. Jetzt kommt unsere Stunde. Jens und Heiko machen unter dem Tisch ihr Lager auf. Ich versuche es mir auf der Bank bequem zu machen.
Auf Hütten schlafe ich immer schlecht bis gar nicht. Daher war ich überrascht, dass ich immer wieder ein bis zwei Stunden schlafe. Nur kurze Unterbrechungen für Toilette und Fenster schließen. Einzig mein rechter Arm findet keinen Platz, die Bank ist zu schmal. Wir haben den Vorteil, den beheizten Raum zum Schlafen zu nutzen und die Wärme hält sich gut. Der Wecker ist auf 03:20 gestellt.
Ob und wie es geklappt hat zum Gipfel der Hinteren Schwärze / Cima Nera, damit geht es in Teil 2 weiter .. übrigens, Kommentare direkt hier sind herzlich willkommen
Schön gemachter Tourenbericht und tolle Bilder. Waren im Herbst vor 2 Jahren auf der MB-Hütte und dann am Similaun – wunderschöne Gegend, müssen wir bald mal wieder hin (von uns aus ist das allerdings ein bisschen weiter …)
Grüße aus Reichenhall
Danke lieber Michael, ja, die Gegend ist umwerfend. Absolut für neue Dreharbeiten zu einem weiteren „Herr-der-Ringe“ Abenteuer geeignet 🙂