24 Stunden Wanderung – Wertach 24 – (1) – Start ins (Un-) Bekannte
Es ist Sonntag morgen um kurz vor 7 Uhr. Der Regen prasselt auf uns herunter und das seit Stunden. Wir sind bereits 22 von 24 Stunden und über 70 der 82 km unserer gemeinsamen 24 Stunden Wanderung von Türkheim zum Grüntensee bei Wertach zusammen gegangen. – Warum tun sich Menschen freiwillig so etwas an? Was ist es, was sie antreibt? Habt Ihr Lust auf eine Spurensuche?
Ok, dann fange ich an. Dieter kenne ich seit Januar diesen Jahres. Bei der Winter-Alb-24 haben wir festgestellt, dass wir gemeinsam aus dem Unterallgäu stammen. Seide Idee, eine eigene 24 Stunden Wanderung zu organisieren, hat er damals schon vorsichtig erwähnt. Bei unserer nächsten Begegnung bei der 3-Länder-24+ Wanderung im Juli gab’s auch die passenden Flyer dazu :-).
Jetzt ist es soweit. Samstag (31.08.13) früh um 09 Uhr treffen sich 15 Wanderer im Schlosshof von Türkheim im Unterallgäu. Einer davon bin ich – dieses Heimspiel nur 20 Autominuten entfernt will ich mir nicht entgehen lassen.
Meine Freude ist groß auch Stephanie, Marcus und Alex wieder zu treffen. Wir haben uns schon bei den beiden weiteren 24ern diesen Jahres durchgeschlagen. 6 Teilnehmer stammen direkt aus Türkheim oder Bad Wörishofen. Aber auch vom Bodensee, Heilbronn, Regensburg, Böblingen und Memmingen sind einige extra angereist.
Am 7-Schwaben-Brunnen vor dem Türkheimer Schloss starten wir nach einer kleinen Vorstellungsrunde nach Süden. Nach wenigen 100m gelangen wir schon zu unserer Namensgeberin, dem Fluss Wertach.
Das Wetter ist sonnig mit wenigen Wölkchen am Himmel. Laut Wetterbericht werden die Wolkenanteile zunehmen. Für die Nacht sind ein paar kurze Schauer angesagt, aus denen aber nur wenig Regen fallen soll. Beste Voraussetzungen für einen entspannten Tag in (un-) bekannten Terrain.
Als Unterallgäuer kenne ich natürlich „fast“ jeden Ort oder Weiler, den wir den nächsten Tag passieren oder durchqueren werden zu mindestens vom „HörenSagen“. Doch per Rad oder Auto ist das was ganz anderes als zu Fuß.
Die ersten 20 km bewältigen wir mit vielen Gesprächen untereinander. Die „Neuen“, noch unbekannten Mitwanderer werden beschnuppert. Alte Wanderfreundschaften werden vertieft. Zu erzählen gibt es immer etwas.
Trotz kurzer Trinkpausen an den Stauseen oder Brücken halten wir ein hohes Tempo von über 5 km/h. Doch mir machen schnell meine Hüften Probleme. Da ich doch mehr ein bergauf-bergab mit vielen Wechseln beim Bergwandern gewohnt bin, beschweren sich die Sehnen an den Hüften mit Schmerzen.
Bei Leinau kurz vor Kaufbeuren gehen wir endlich südwestlich in hügeligeres Gelände. Danke an die Eiszeit-Gletscher, die uns unsere Moränenhügel hinterlassen haben. Die ersten wirklichen Höhenmeter bewältigen wir im Anstieg zum Gut Bickenried.
Hier, nach 25 km, warten Suppe, Salat, Spaghetti und Kaffee auf uns. Die Männer-Gemeinschaft dieses deutschen Ablegers des Fazendas da Esperança Projekts hatte vorzüglich für uns gekocht. Trotzdem, hier entscheidet sich der erste Teilnehmer für einen Abbruch. Frisch gestärkt und über das Projekt informiert brechen wir nach etwa einer Stunde wieder auf.
Das nächste große Ziel ist der Elbsee. Doch bis dahin haben wir es noch mit den Römern zu tun, zumindestens umgangssprachlich. Die Burg Kemnat wird oft als Römerturm bezeichnet. Natürlich erklimmen wir den Turm gemeinsam um nach einer paar Bonus-Höhenmeter zu sammeln.
Das Wetter ist weiterhin sonnig, doch die Wolkendecke wird zusehends dichter. Beim Queren der Hauptstrasse an der Oberbeurer Steige zwischen Kaufbeuren und Obergünzburg verzeichnen wir leider den zweiten Ausfall. Mit mehreren Blasen an den Füßen und weiteren 50km in der Erwartung ist ein Aufgeben sinnvoll.
Die nächsten 10 km führen uns durch ein großes Waldgebiet. Auf Forstwegen steigen wir mal bergan, mal geht es bergab. Manch einer träumt sicher schon von einem kühlen Bier. Hier hatte das Schicksal ein Einsehen. Mitten im tiefsten Wald treffen wir auf eine Junggesellen-Abschieds-Gruppe.
Die jungen Männer ziehen einen kleinen Anhänger. Darauf steht ein Kasten Bier. Geschäftstüchtig verkaufen sie jedem von uns ein Fläschchen. Schnell gibt es großes Hallo und die eigentlich für 10 Minuten später eingeplante Trinkpause wird vorverlegt. Am Rande: der angehende Bräutigam verkaufte auch Küsse, nach eingehenden Verhandlungen gibt es diese für weibliche Teilnehmer sogar umsonst ;-). Die Herren verzichten einheitlich darauf. :-).
Da die geplante Trinkpause am Mammutbaum somit ausfällt ist dieser schnell besichtigt. Wir ziehen weiter in Richtung Elbsee, wo im Seerestaurant das Abendessen auf uns wartet.
In nun folgenden „Sagenhaften Wald“ erfahren wir noch manch Schauerliches. Wer von den Allgäuern unter Euch Lesern kennt beispielsweise den „Blauhösler“ oder den „Wilden Molla“? Für mich als Allgäuer gibt es sehr viel Unbekanntes über den Tag hinweg. Faszinierend seine eigene Heimat einmal aus einem ganz anderen Blickwinkel zu ER-LEBEN bzw. zu ER-WANDERN.
Gegen 19 Uhr erreichen wir den Elbsee. Nach 9 Stunden haben wir uns die Marathon-Distanz erwandert. Gleichzeitig ist das auch die halbe Strecke, die es zu Erwandern gilt. Zeit für ein ausgiebiges Päuschen :-).
Hallo Magnus,
toll, toll, toll – wie du das geschrieben hast. Ich werde es als Erinnerung zu meiner Urkunde ausdrucken, wenn ich es irgendwie schaffe.
Vielen Dank nochmal für die Verabschiedung, an die werde ich mich mindestens noch 1440 Tage erinnern. Da hat sich doch jede Minute gelohnt.
Grüße
Petra
Hallo Magnus,
ich kann mich nur Petra anschliesen und Dir für die Reportage recht herzlich Danken.
So eine Reportage verdient Applaus.
Hallo Hermann,
danke, sehr gerne .. freu mich auf ein Wieder-Gehen :-).
LG Magnus
Liebe Petra,
Be-Gehungen lohnen sich immer 🙂 .. freu mich, wenn ich „Dich an Dich“ erinnert habe :-).
Bis zum nächsten Mal
Magnus