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Rappenseehütte im Winter – Skitourenspaß am Allgäuer Hauptkamm

Rappenseehütte im Winter - Skitourenspaß am Allgäuer Hauptkamm

Rappenseehütte im Winter – geht das?

Die Rappenseehütte oberhalb von Einödsbach im Rappenalptal ist für mich mit sehr vielen Erinnerungen verknüpft. Erinnerungen aus meiner Kindheit – die ersten Ausflüge in das Hochgebirge. Erinnerungen an eine sehr unangenehme Rutschpartie im Frühjahr 2012, die mit sehr viel Glück glimpflich endete. Aber auch sehr viele Erinnerungen an unvergesslich schöne Touren und Begebenheiten rund um die Rappenseehütte. Nur im Winter war ich hier bisher noch nicht oben.

Rappenseehütte im Winter - im Dunkel durchs Rappenalptal

Rappenseehütte im Winter – im Dunkel durchs Rappenalptal

Am letzten Wochenende hatten wir das Schwarzwassertal auf Tourenski abgegrast. Grünhorn, Steinmandl und Hehlekopf. Die Schneelage hatte sich seither nicht wirklich verbessert. Trotzdem wollten wir diesen Samstag für eine Skitour nutzen. Der Wetterbericht versprach für diesen Samstag nach Neuschnee ab 1200m in der Nacht ein paar Stunden Sonne für den Tag. Am Abend sollte es wieder zuziehen. Die Rappenseehütte am Allgäuer Hauptkamm, das sollte gehen.

Rappenseehütte im Winter – Start um kurz nach 5 Uhr mit Tourenski an der Fellhornbahn

Um etwa 05:20 standen Heiko und ich am Fellhornparkplatz hinter Oberstdorf. Unsere Hoffnung, dass ab hier noch genügend Schnee im Talboden für den Aufstieg durchs Rappenalptal lag wurde bestätigt. Der Regen der Nacht und das anschließende Aufklaren hatte die dünne Altschneedecke durchfrieren lassen. Mit unseren Stirnlampen bewaffnet machten wir uns auf.

Da uns ein Aufstieg über die Enzianhütte zu riskant erschien, wählten wir den fast 10 km langen Hatsch bis zur Schwarzen Hütte auf 1.242 m Höhe. Einzig der geteerte Anstieg gegenüber Einödsbach bietet hier spürbare Höhenmeter. Den Rest der 10 km ist der Anstieg durch das Rappenalptal eher als flach zu bezeichnen.

Ab etwa 1.000 m Höhe gab es eine geringe Neuschneeauflage von 2-3 cm. So sah es heute Morgen wenigstens ein bisschen nach Winter aus.

Rappenseehütte im Winter – Aufstieg über den Eselsweg

Wenige Meter nach dem Abzweig nach links zum sogenannten Eselsweg, beginnt dieser sich steil in Kehren den Wald hochzuziehen. Teilweise kommen wir mit Ski voran, teilweise ist die Schneeauflage so gering, dass wir die Ski tragen. Eines meiner Felle löst sich leider. Erst nach mehreren Versuchen kann ich es sauber vom Schnee befreien damit es wieder klebt.

Als wir eine Höhe von etwa 1.500 m erreichen ist nun doch über eine Nacht etwa 10 cm Neuschnee gefallen. Das Gelände wird freier. Wir passieren die Mittlere Rappenalpe – so langsam sieht es nach Winter aus.

Rappenseehütte im Winter – Aufpassen unterhalb des Mußkopf

Die Schlüsselstelle ist die Querung nach rechts hinüber unterhalb des Mußkopfs. Die Neuschneeauflage liegt auf einem teils verblasenen Harschdeckel. Hier lassen wir der Sicherheit den Vortritt und ziehen die Ski aus. Einzeln mit Pickel als Sicherung und Ski am Rucksack queren wir die mit 45-50 Grad steilste Stelle. Ich bin froh zu zweit zu sein, denn alleine hätte ich hier sicher einen Rückzieher gemacht.

Der restliche Aufstieg zur Rappenseehütte ist zwar mühsam wegen des teils nur lose auf dem Altschnee liegenden Neuschnees doch ungefährlich. Entgegen dem Sommerweg peilen wir bei unserer Route erst den Rappensee an und queren erst dann nach links hinauf zur Hütte.

Rappenseehütte im Winter – der Winterraum ist ein Traum

Die Rappenseehütte präsentiert sich in gleisendem Sonnenlicht. Trotz des schneearmen Winters im Allgäu sind ihre Türen und Fenster im Erdgeschoss durch eine dicke Schneeschicht nicht zugänglich. Wir statten dem sehr komfortabelen und gut ausgestatteten Winterraum im Obergeschoss des Nebengebäudes für unsere Mittagsrast einen Besuch ab. Dieses Jahr sind wir laut Hüttenbuch die zweiten Besucher des Winterraums. Es wundert mich, dass es in diesem Jahr noch kaum einer bis hier herauf gewagt hat.

Rappenseehütte im Winter – weiter bis zur Großen Steinscharte

Frisch gestärkt ziehen wir wieder los. Wir wollen uns noch ein paar schöne Hänge zum Genießen gönnen, deswegen lohnt sich der Aufstieg zur großen Steinscharte. Hier oben, knapp 200 m oberhalb der Hütte pfeift ein eisiger Wind. Der Blick zum Hohen Licht ist frei. In unseren Köpfen entstehen Pläne für die kommenden Wochen: Hüttenübernachtung im Winterraum und am nächsten Tag rauf zum Hohen Licht. Vielleicht sogar der Heilbronner Weg. Wer weiß :-).

Genug geträumt – im Bergschatten und Wind machen wir unsere Ski abfahrtsbereit. Gleich auf den ersten Metern übersehe ich eine Welle und leiste mir den Sturz des Tages. Ein blauer Fleck wird mich ein paar Tage daran erinnern.

Rappenseehütte im Winter – Spuren ziehen im Neuschnee (mit Trageeinlagen)

Die schönsten Schwünge gelingen uns hinunter bis zum Großen Rappensee. Von Westen beginnen erste Wolken die Sonne zu stören. Ab dem Rappensee ist der Schnee wieder mehr verblasen und die Freunde an den Schwüngen etwas getrübt.

Noch einmal heißt es aufpassen. Die Querung unterhalb des Mußkopfs fühlt sich jetzt leichter an. Trotzdem ziehen wir auf den steilsten 20 m Querung wieder die Ski aus.

Die Hänge oberhalb und unterhalb der Mittleren Rappenalpe sind heute die größte Freunde. Die leicht angetaute Neuschneedecke ermöglicht wunderschöne Schwünge. Jaaa, dafür hat sich der beschwerliche Aufstieg gelohnt 🙂

Erst unten im Wald, wo der Eselsweg in Kehren übergeht, schnallen wir die Ski ab und tragen sie bis zur Schwarzen Hütte. Die Sonne wird immer mehr von Wolken verdeckt.

Rappenseehütte im Winter – langer Rückweg im Skatingstil

Der Rückweg durchs Rappenalptal zum Fellhornparkplatz ist noch einmal sehr mühevoll. Es geht zwar meist bergab, aber wir sind mehr als Skater wie als Skitourengeher unterwegs, so zäh ist der mittlerweile wieder tief feuchte Schnee. Während wir oberhalb der Rappenseehütte eisigen Wind hatten, war hier im Tal nach dem Nachfrost ein frühlingshaft warmer Tag.

Mit einem Weizen schließen Heiko und ich den gelungenen Skitourentag ab. Wenn der Winter so schneearm bleibt, werden unsere Träumereien vom Hohen Licht und Heilbronner Weg sicher nicht lange auf die Umsetzung warten müssen :-).

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