• Zugspitz Ultratrail - Scharnitzjoch (2.048m) im Juni-Schnee
  • Zugspitz Ultratrail - Startaufstellung
  • Zugspitz Ultratrail - Teilnehmer aus 50 Nationen
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  • Zugspitz Ultratrail - Start, der erste Kilometer durch Grainau

Zugspitz Ultratrail 2015 – Prolog

Pestkapelle, oberhalb Ehrwald. Ich spüre meine Finger nicht mehr. In nur wenigen Augenblicken hat der kalte Wind bei um die 2 Grad Temperatur hier in knapp über 1.600m Höhe meine Finger ausgekühlt.

Verdammt, wie bekomme ich so die Finger in den Handschuh eingefädelt? Nach etlichen Versuchen gelingt es mir endlich. Ich ziehe meine Stöcke aus dem Boden und verlasse leicht panisch und fluchend die Verpflegungstelle Pestkapelle.

Es geht weiter steil den Berg hinauf. Der Regen wird zu Schneeregen. Eine meiner Hände hält die Stöcke, die andere Hand schlage ich rhythmisch nach unten. Ich muss wieder Blut in die Finger zu bekommen.

Zugspitz Ultratrail 2015

Zugspitz Ultratrail – letzte Vorbereitungen über Nacht

Anke und ich verziehen uns in unser kuscheliges Hotelzimmer. Das ist’s wenigstens warm. Das Rucksack-Packen ist eine kleine Wissenschaft. Ich darf nichts vergessen, was zur Pflichtausrüstung gehört. Regenkleidung und lange Wechselklamotten, was auf einigen Abschnitten Pflicht ist.

Das meiste verpacke ich noch zusätzlich in Gefrierbeutel, um es einigermaßen trocken zu halten. In den Sack mit den Wechselklamotten für den VP5 – Hubertushof bei km 56 packe ich Ersatzschuhe und Kleidung. Gegen 22:30 schlafen wir ein. Hoffentlich wird das Wetter gnädig mit uns morgen.

Zugspitz Ultratrail – Pflichtausrüstung bzw. welche Klamotten ziehe ich an?

Um 04:30 werfe ich einen ersten Blick nach draußen. Alles wolkenverhangen und Regenschauer ziehen durch. 5 Uhr Frühstück im Hotel – ein mulmiges Gefühl liegt in der Luft. Dann letzte Toilettengänge, Rucksack schultern und Abmarsch zum Startgelände. Wechselklamotten abgeben zum Transport nach Reindlau. Einchecken ins Startgelände. Jeder Rucksack wird genau kontrolliert, ob alle die Pflichtausrüstung, wie z.B. Rettungsdecke etc. dabei haben. Shakehands mit Bekannten – „Hau rein“, „Viel Glück“! Keiner von uns ist unbeschwert, jeder weiß: Heute wird es hart.

Beim letzten Briefing vor dem Start erhalten wir die Mitteilung: „Wir laufen die Originalstrecke“ – ok, dann ist Schnee vorprogrammiert.

Startaufstellung zum Zugspitz Ultratrail 2015

Meine Entscheidung ist es mit Langarmshirt und leichter Regenjacke zu starten. Knielange Hose und lange Socken sollten in Verbindung mit Goretex Trailschuhen bis zu einer gewissen Schmerzgrenze gangbar sein. Um Punkt 07:15 starten wir angeführt von der Grainauer Trachtenkapelle neutralisiert die ersten Meter. Der Regen ist leicht bis mäßig. Wenn es so bleibt kann ich damit leben.

Diesmal habe ich im vorderen Drittel eingereiht um die ersten Kilometer nicht so viel überholen zu müssen. Die Schumpen an der Strecke finden Gefallen an uns Trail-Läufern und rennen euphorisch bis zum nächsten Gatter neben uns her :-).

Von der Hölltalklamm rüber zum Eibsee – Zugspitz Ultratrail

Ab Hammersbach geht es auf leichten Bergwegen hinauf bis zur Pforte der Hölltalklamm, dann nach rechts immer am Hang entlang weiter nach Westen in Richtung Eibsee. Langsam entzerrt sich das Läuferfeld. Ich habe meinen Rhythmus gefunden, doch der Regen wird stärker und stärker. Die Temperatur ist deutlich außerhalb meines Wohlfühlbereichs.

Bei Erreichen der ersten Verpflegungsstelle am Eibsee rufen uns die Helfer zu: „Ihr lauft Alternativroute – oben ist zu viel Schnee“. Da es mittlerweile richtig kübelt, nehme ich das zum Anlass meine dicke Regenjacke anzuziehen, die auch einen gewissen Wärmeschutz liefert.

Wir laufen wegen Schnee die Alternativroute – Zugspitz Ultratrail

Und weiter geht es in Richtung Gamsalm. Steil hinauf und dann wieder steil hinunter. Über Skipisten, Bergpfade, Forst- und Wirtschaftswege. Regen und Nässe machen das Ganze zunehmend matschiger und rutschiger. Die Schuhe versinken schon jetzt auf den ersten 20km tief im Matsch und Morast.

An der Grenze zu Österreich auf über 1.500m riecht es schon nach Schnee. Wenige Meter oberhalb sehen wir das Weiß. Dann wieder runter und nochmal rauf. An der Gamsalm tanke ich Flüssigkeit und ein wenig Früchte.

Matsch und Kälte werden unsere ständigen Begleiter sein

Der Weg rüber nach Ehrwald ist ebenfalls durchweicht. Trotz dem guten Profil meiner Schuhe finden diese teils keinen Halt mehr. Immer öfter weiche ich nach Außerhalb aus, um irgendwie hoch zu kommen. Erst der Wechsel auf einen Fahrweg bringt wieder Erleichterung.

Mein linkes Großzehengelenk mag die Kälte nicht und meckert vor sich hin. Der Hallux-Schmerz begleitet mich bis zur Hämmermoosalm.

An der Ehrwalder Bahn vorbei ziehen wir hinauf zur Pestkapelle auf über 1.600 m. Bis dahin war ich mit Radhandschuhen unterwegs. Durch den stetigen Stockeinsatz war die Kälte bis dahin kein Problem.

Panik an der Pestkapelle – Zugspitz Ultratrail

Nur Sekunden nachdem ich meine Stöcke an der Verpflegung in den Morast gerammt habe, kühlt der Wind meine Finger aus. Unter der Plane der Verpflegung suche ich Schutz und will Regenhose und Laufhandschuhe anziehen. Doch die Finger gehorchen auf einmal nicht mehr.

Das ist der Punkt, an dem ich leicht in Panik verfalle …

Zugspitz Ultratrail - Höhenprofil und Alternativen mit gelben Pfeilen