Alles zu seiner Zeit – Geierköpfe oder Trettach
An sich hatte ich ein Angebot mit auf die Trettach zu gehen. Doch der Freitagabend war regnerisch und feucht. Am Samstag früh sollte es kalt und sonnig werden. Nasser und eventuell gefroreren Fels an der Trettach – muss nicht sein. Lieber an einem Hochsommertag bei 25 Grad :-).
Meine Freitage sind mit Unternehmertreffen am Morgen und vier Doppelstunden an der Hochschule Kempten gut gefüllt. Darum strotze ich Freitag Abends selten vor Energie. Das gute Wanderwetter will ich am Samstag trotzdem nutzen. Also Wecker auf 03:30 Uhr gestellt. Die Geierköpfe im Ammerwaldgebirge hatte ich vor ein paar Jahren schon einmal besucht. Eine lohnenswerte aber einsame Tour.
Start auf die Geierköpfe am Plansee um 5 Uhr morgens
Um kurz vor 5 Uhr bin ich am Plansee in der Nähe von Reutte. Über dem See liegt eine Nebeldecke. Es ist kalt. Mit meiner kurzen Wanderhose schlage ich schnell ein flottes Tempo an um warm zu werden. Nach wenigen Hundert Metern am See entlang biege ich links ab. Der Pfad auf den ersten Rücken ist steil und nass. Um mich herum erwacht die Welt mit einem enormen Vogelkonzert. Große Schnecken kriechen schleimig über den Pfad.
An der Jägerhütte liegen zwei Wanderer unter einer Zeltplane und schlafen. Am Fensterrahmen der Hütte hängen Kleidungsstücke zum Trocknen. Vermutlich sind sie gestern Abend schon aufgestiegen. Ich steige weiter hoch. Der Nebel am Boden hebt sich langsam und bietet wunderschöne Augenblicke im Spiel mit der aufgehenden Sonne. Es bildet sich eine leichte Wolken- bzw. Hochnebeldecke, die sich zwischen 1700 und 2100m bewegt.
Die Geierköpfe in gigantischem Morgenpanorama
Jetzt weiß ich warum ich so früh augestanden bin :-). So ein Morgenpanorama und Wolkenspiel erlebt man selten. Tja, der frühe Vogel! 🙂 Gegen 07:20 erreiche ich den Westgipfel der Geierköpfe. Im folgenden Video kannst Du ein paar Augenblicke meines Aufstiegs nacherleben.
Der einsame Vogel – ein Gedicht auf dem Gipfelkreuz des westlichen Geierkopfs
Neben dem Naturschauspiel fand ich das in Folie laminierte Gedicht am Gipfelkreuz des westlichen Geierkopfs besonders. Das Gedicht handelt vom einsamen Vogel und welche 5 Eigenschaften ihn auszeichnen. Es stammt aus dem Vorwort eines der Bücher von Carlos Castaneda:
„Der einsame Vogel, hat fünf Eigenschaften:
Die erste, daß er zum höchsten Punkt fliegt;
die zweite, daß er keine Gesellschaft erträgt, auch wenn sie von seiner Art ist;
die dritte, daß er den Schnabel in den Wind hält;
die vierte, daß er keine bestimmte Farbe hat;
die fünfte, daß er lieblich singt.„
Nach einer kurzen Pause am Gipfel zog ich als einsamer Vogel weiter in Richtung Mittlerer Geierkopf. Wenn der Nebel höher stieg kroch mir bei leichtem Wind die Kälte in die Glieder. Nur nicht langsamer werden, immer in Bewegung bleiben in der Hoffnung auf die nächsten Sonnenstrahlen.