Alpen X 100 – Premiere in ungewohntem Zustand
Erst stark und dann so schwach wie nie zuvor
So schwach wie nie zuvor – so fühle ich mich Anfang August 2016. Im Winter hatte ich gut trainiert, bin Anfang April den JUNUT mit 170 km gelaufen. Alles sah nach einem Top-Trail-Jahr aus. April und Mai waren dann beruflich sehr angespannte Monate, trotzdem konnte ich kraftvoll trainieren. Anfang Juni dann ein erster Formtest beim Hochkönigman über 85 km. Es lief großartig – Platz 3 in der AK 50. Das ließ auf eine gute Sommersaison hoffen.
DNF – Did not finish – in Reihe
In den Wochen danach wurde ich allerdings immer träger. Beim ZUT in Grainau war ich bis km 80 gut unterwegs, konnte mich aber nicht motivieren bei Kälte und Dauerregen die letzten 20 km über die Alpspitze zu machen – DNF. Nächstes Highlight sollte der Eigerultratrail (Fotos) werden. Hier war ich motiviert und bis zum Eigergletscher bei km 80 ebenfalls flott unterwegs, doch dann kam eine körperliche Schwäche über mich, die ich noch nie erlebt hatte. Bergab ging noch, aber jeder Schritt bergauf war wie mit Blei in den Schuhen. Körperlich völlig leer entschied ich auch hier – DNF nach 93 von 101 km.
Fehlt Dir was?
Wie soll das weitergehen? Fehlt mir etwas? Ist es Zeit es ruhiger angehen zu lassen? Meine gesundheitlichen Berater konnten nichts Nachteiliges an mir finden. Ich schlafe viel und trainiere nur das Nötigste. Ich kann schwer beschreiben, wie sich mein momentaner Zustand anfühlt. Vielleicht gibt man mir Beruhigungsmittel und ich bekomme es nicht mit!? Neuland für mich.
Alpen X 100 – Zeitplan und Sinn?
Am kommenden Freitag um 22 Uhr ist nun der Start zu meinem bisher größten Trail-Abenteuer, dem AlpenX100. Ein Lauf über die Alpen. 160 km und über 9.000 Höhenmeter im Uphill. Von Seefeld in Tirol bis nach Brixen in Südtirol. Macht es überhaupt Sinn in diesem Zustand dort zu starten?
Vor Monaten schon habe ich für den Alpen X 100 einen Zeitplan erstellt. Damals rechnete ich mit einer Zeit von 36 bis 38 Stunden, wenn ich in guter Form durchkomme. Das Zeitlimit für die Strecke von Seefeld in Tirol bis nach Brixen beträgt 47 Stunden.
Letzten Freitag dann ein Streckentest von Sterzing auf der Strecke der zweiten Nacht. Ein wichtiger Faktor für mich um nachts keine Überraschungen zu erleben. Mein Tempo war bewusst gemäßigt. Meist bin ich im Wandertempo unterwegs. Gestern Abend dann noch eine kleine 10 km-Runde im Wald mit ansprechendem Tempo.
Alpen X 100 – das Beste daraus machen
Motivation, körperliche Kraft und mentale Stärke – trotz 2.000 Trainingskilometern sind das Faktoren, die mir selbst momentan unterentwickelt erscheinen. Dennoch stehe ich am Freitag um 22 Uhr am Start. Die Herausforderung Alpen X 100 ist nun mal da und ich werde das Beste für mich daraus machen. Phönix aus der Asche oder totale Katastrophe. Egal was das sein wird, ich werde daraus sofort oder irgendwann später lernen. Es gilt niemandem etwas zu beweisen – nur mich zu stellen.
Der Alpen X 100 findet das erste Mal statt – Premiere also. Etwa 200 Teilnehmer nehmen die Herausforderung an. Immer wieder fällt mir der Satz aus Triathlonzeiten auf Hawaii ein: „Der Kampf mit den Elementen und uns selbst.“ – heute wie damals, es wird ein ganz besonderes Event!